Silvia Böhler
Morgen, Freitag ist der Internationale Tag gegen Rassismus. Entgegen mancher Meinung ist Rassismus auch bei uns in Österreich und Vorarlberg weit verbreitet. Wer nicht aussieht wie eine Einheimische oder ein Einheimischer oder wer keinen deutschklingenden Namen hat, wird benachteiligt. Das ist kein Gefühl, sondern wird laufend von Studien und im täglichen Leben bestätigt. Erst vor Kurzem haben wir im Oberland über eine junge Frau aus der Türkei berichtet, die trotz guter Ausbildung und Deutschkenntnisse lange Zeit keine Arbeitsstelle in Vorarlberg gefunden hat. Eine ihrer Aussagen ist mir besonders im Gedächtnis geblieben - das AMS vermute, dass es an ihrem türkischen Namen liege. Experten bestätigen, dass Menschen mit einem ausländisch klingenden Namen oder einer dunklen Hautfarbe nach wie vor weniger oft zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden als weiße Menschen, die zudem Pfanner oder Kaufmann heißen. Gleiches gilt für den Wohnungsmarkt. Die Ergebnisse einer österreichweiten Studie der Gleichbehandlungsanwaltschaft bestätigen: Ein Mann namens Muhammad Asif bekam halb so viele Zusagen für die Besichtigung einer Wohnung, als ein Mann namens Michael Gruber.
Wir bezeichnen uns als weltoffen, wollen niemandem etwas Böses und behaupten Rassismus spielt bei uns keine Rolle - und doch grenzen wir Menschen aus, weil wir ihnen vielleicht ganz unbewusst misstrauen. Wie oft habe ich schon die generelle Behauptung gehört, dass Migranten nur nach Europa kommen, um den Sozialstaat auszunutzen. Diese Abwertung und Ausgrenzung sind rassistisch. Rassismus äußert sich nicht nur im Beschmieren von Flüchtlingsunterkünften, durch Gewalt oder Beschimpfungen, diese Art von Rassismus ist nur die Spitze des Eisbergs. Rassismus spiegelt sich in alltäglichen Situationen und beginnt mitunter schon mit Vorurteilen, deren wir uns vielleicht gar nicht bewusst sind.
In den vergangenen Jahren weisen internationale Organisationen auf eine Zunahme solcher rassistischen Übergriffe hin und sie fordern Maßnahmen. Solche Forderungen werden gehört, vielleicht münden sie auch in politischen Versprechen, mehr gegen Rassismus zu tun – damit hat es sich aber auch. Ganz bestimmt wird Rassismus nicht als gemeinsames, in der Gesellschaft präsentes Problem angesehen. Das widerspräche dem weltoffenen, toleranten Bild Vorarlbergs und Österreichs – und das, obwohl die rechtspopulistische FPÖ erst vor Kurzem zur stärksten Partei Österreichs gewählt wurde und fast alle anderen Parteien versuchen, sich deren Denken anzugleichen.
Rassismus betrifft uns alle. Es geht nicht nur um diejenigen, die von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind, sondern auch um diejenigen, die sich aus Angst, Unsicherheit oder Nichtwissen, bewusst oder unbewusst, Menschen ausgrenzen. Einfach nur zu sagen, Rassismus hat bei uns keinen Platz, reicht längst nicht mehr aus.
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