Silvia Böhler
Die schöne Natur soll nicht verschandelt werden, heißt es in Kärnten, wo sich am Sonntag im Rahmen einer Volksbefragung etwas mehr als die Hälfte (51,4 Prozent) gegen die Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen ausgesprochen hat. Die Wahlbeteiligung lag zwar nur bei
35 Prozent und das Ergebnis der Befragung ist rechtlich nicht bindend, die Regierung hat aber zugesagt, den Willen der Bürger zu berücksichtigen.
Angesichts des Klimawandels und der angestrebten Energieautonomie gegenüber dem Ausland wohl ein Rückschritt, der sich aber nicht nur in Kärnten, sondern auch bei uns in Vorarlberg abzeichnet. Unsere Landesregierung strebt ebenfalls den Ausbau der Windkraftenergie an, die insbesondere im Winter einen Beitrag zur Stromversorgung leisten könnte. Die Pläne für den Ausbau stehen noch am Anfang, im Jahr 2023 wurde bekanntgegeben, in welchen Gebieten Potenzial für Windkraftanlagen besteht. Laut der Windpotenzialerhebung könnten hierzulande auf 4,3 Prozent der Fläche Windräder errichtet werden – vor allem in höheren und alpinen Lagen. Wo am Ende aber tatsächlich gebaut werden soll oder darf, steht noch nicht fest, doch schon jetzt regt sich deutlicher Widerstand.
Die Argumente sind die gleichen wie in Kärnten: Die Natur und das Landschaftsbild werden zerstört, Vögel sterben durch die Windräder, Zufahrten und Bauarbeiten sind unzumutbar und überhaupt würden ein paar Windräder nicht die globale Erwärmung bekämpfen. „Wer Windräder haben will, gerne, aber bitte nicht bei uns“, ist auch in Vorarlberg zu hören. Jüngstes Beispiel ist Franz Ströhle, Obmann des Alpenschutzvereins. Gegenüber dem ORF Vorarlberg sagte er diese Woche: „Wir finden es gibt bessere Regionen, die dafür geeignet sind. Windkraft an und für sich ist eine gute Sache, ob unsere kleinräumige Landschaft und auch die Windverhältnisse dafür geeignet sind, stellen wir infrage.“ Eventuell könne er sich den Bau einer Anlage am Arlberg vorstellen.
Wie wirtschaftlich sinnvoll Windräder sind, kann ich nicht beurteilen, die eigentliche Frage lautet aber: Was ist die Alternative? Wie wollen wir unseren Strom in Zukunft produzieren, ohne unseren Planeten weiter zu erhitzen und damit unsere Lebensgrundlage zu gefährden? Für die meisten Experten spielen die erneuerbaren Energien eine große Rolle - und dazu gehören nun auch einmal Windkraftanlagen. Ebenso stellt sich die Frage, wo überhaupt noch eine intakte Landschaft zu finden ist. Touristen und Einheimische bevölkern mittlerweile zu jeder Jahres- und zu jeder Tages- und Nachtzeit die Almen und Berge. Seilbahnen werden gebaut, Mountainbike-Strecken und Actionparks entstehen, Skigebiete werden neu erschlossen und erweitert, Verkehr wohin man schaut. Ich bin der Meinung, dass es in diesen bereits erschlossenen Gebieten auch Platz für Windräder geben sollte, nicht zuletzt, weil gerade auch die Skigebiete enorme „Stromfresser“ sind.
RZ Regionalzeitungs GmbH
Liechtensteiner Str. 70, 6800 Feldkirch
Impressum | Datenschutz