„Bin so glücklich über meinen Job“
Wie die Feinbäckerei Hosp in Frastanz einer türkischen Frau eine Chance gab
Ülkü Güler ist überglücklich, in der Feinbäckerei Hosp einen Job gefunden zu haben.
Fotos: Dietmar Hofer/Hosp
Ülkü Güler zog nach ihrer Hochzeit während der Corona-Zeit von der Türkei nach Vorarlberg. Über ein Jahr lang suchte sie vergeblich eine Arbeit, bis sie in der Feinbäckerei/Konditorei Hosp in Frastanz endlich einen Job erhielt.
Von Dietmar Hofer
Ihr türkischer Familiennamen Güler bedeutet auf Deutsch so viel wie die Lachende oder die Glückliche. Und gibt man im Übersetzer den Vorname Ülkü ein, kommt auf Deutsch das Wort „ideal“ heraus. Nach einer nicht einfachen Zeit treffen diese Begriffe für die 1985 geborene Türkin Ülkü Güler auch wieder zu. „Ich bin so glücklich, dass ich hier in Vorarlberg endlich eine Arbeit gefunden hat“, strahlt die sympathische Frau, als sie den Regionalzeitungen ihre Geschichte erzählt. Seit 1. Februar 2025 ist sie in der Feinbäckerei/Konditorei Hosp in Frastanz beschäftigt, nachdem sie trotz zahlreicher Bewerbungen nur Absagen erhalten hatte. Manchmal hilft sie auch in einer anderen Filiale aus.
Alleinerziehende Mutter
Inmitten der Corona-Pandemie übersiedelte Ülkü Güler von Istanbul nach Vorarlberg. Grund war ihr Mann, den sie auf einer Hochzeitsparty in ihrer Heimatstadt kennenlernte und im Dezember 2019 heiratete. Der frischvermählte Gatte wohnt bereits seit 30 Jahren im Ländle, also zog sie mit ihm hierher. „Es hat mir gleich gefallen. Die Natur, die Landschaft, die Menschen – alles ist wunderbar hier“, war ihre Begegnung mit Vorarlberg so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Als dann am 27. November 2021 ihre Tochter Lina auf die Welt kam, schien das Glück perfekt. Doch die Ehe hielt nicht, ein längerer Scheidungsprozess folgte. Seit rund einem Jahr lebt sie mit ihrer Tochter in Mäder.
Alle Deutschkurse gemacht
Für die alleinerziehende Muter war es klar, dass sie in ihrer neuen Heimat ein selbstständiges Leben führen will. Sie besucht eifrig Deutschkurse, liest deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften, schaut auch heimisches Fernsehprogramm. Sie kann auch bereits gut eine Unterhaltung auf Deutsch führen. Täglich lernt sie dazu. Wenn es (zu) schwierig wird mit den Wörtern, hilft eine Übersetzer-App. „Meine Tochter spricht besser Deutsch als türkisch“, fügt sie hinzu. In einem Deutschkurs hat sie auch eine Frau kennengelernt, die ihr empfohlen hat, sich in der Feinbäckerei Hosp zu bewerben. „Mein Chef Martin Hosp hat gesagt, dass ich gut genug Deutsch spreche und hat mich sofort genommen.“ Ein Glückstag für die 40-Jährige. „Meine ganze Seele wurde durch den Job wieder in Ordnung gebracht“, strahlt sie. Mit vollem Eifer erledigt sie hinter der Theke ihre Arbeit, bedient mit Vorliebe die Kunden. Mittlerweile kennt sie auch schon viele Brotsorten mit Namen. „Sonnenblumen-Weckerl“, fällt ihr spontan ein.
Um sich voll und ganz in die Materie hineinzuleben, fotografiert sie das Brot ab und vergleicht die Bilder zu Hause. „Ich arbeite wahnsinnig gerne und bin so froh, dass ich den Job bekommen habe. Martin und seine Familie sind einfach wunderbar.“ Über ein Jahr lang hat sie über das AMS vergeblich einen Job gesucht, selbst für die zuständigen Sachbearbeiter war es ein Rätsel, dass es mit keiner Stelle klappte. „Sie sagten mir, dass es vielleicht schwieriger sei mit einem türkischen Namen. Aber jetzt ist alles gut.“ Ihren Dienst beginnt sie, wenn die Tochter in der Spielgruppe ist. Die Betreuung teilt sie sich mit ihrem Ex-Mann, der zwei Imbissstände führt, auf. Viel Lob findet sie über die Möglichkeiten, die der österreichische Staat in dieser Hinsicht bietet. „In der Türkei gibt es das nicht in dieser Art, da wird die Betreuung oft von den Großeltern übernommen – oder die Frauen bleiben zu Hause“. Überhaupt schwärmt sie von den Behörden, die ihr viel geholfen haben.
Ehrgeizige Ziele
Die ehrgeizige Frau hat sich Ziele gesetzt. Schließlich hat Ülkü Güler in der Türkei Wirtschaft studiert und elf Jahre – auch in führender Position – in einer Bank gearbeitet. Sie kann sich vorstellen, sich einmal selbstständig zu machen oder wieder einmal in einer Bank zu arbeiten. „Aber das wird schwierig sein.“
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