
Silvia Böhler
Ein Neubeginn für die Kirche
Ostern ist das große Fest der Christen, weltweit wird die Auferstehung Jesu von den Toten gefeiert und damit auch der Sieg des Lebens über den Tod. Doch welche Bedeutung hat das Fest und die Kirche heute noch?
Jesus wird uns als Kind in der Schule nähergebracht, rückt im Erwachsenenalter dann aber oft in den Hintergrund - viele werden zu sogenannten „Feiertagschristen“. Manche wenden sich aber auch komplett ab, denn abstoßende Kirchenskandale und ein selbstgerechtes Verharren in alten Traditionen während sich die Gesellschaft – insbesondere die Rolle der Frau – verändert, stellen die Glaubwürdigkeit der Kirche in Frage. Seit Jahren steigt die Zahl der Kirchenaustritte. Von Ostern bleibt das verlängerte Wochenende, der Osterhase und das neue Fahrrad für die Kinder. Aber es gibt auch Lichtblicke.
Langsam rafft sich auch die Kirche zu einem Innovationsschub auf. So werden nun die Finanzen und das Budget der österreichischen Kirche im Internet offengelegt, jeder kann Einsicht nehmen. Ebenso gibt es seit diesem Jahr die Möglichkeit, 50 Prozent seines Kirchenbeitrages einem bestimmten Zweck zu widmen, das heißt jeder kann mitbestimmen welcher Bereich in der Katholischen Kirche – Bildungsprojekte, Familien, Hospiz - gestärkt werden soll. Die deutsche Theologin Julia Knop hält es aber auch für wichtig, die Lehren und Strukturen der katholischen Kirche kritisch zu hinterfragen. „Wir kennen Gottes Willen nur in menschlicher Interpretation. Kirchliche Lehren und Strukturen sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind geschichtlich gewachsen.“ Deshalb könnten sie auch weiterentwickelt werden, sofern sie sich in Glauben und Leben nicht mehr bewähren. Die Kirche hat sich in der Geschichte permanent verändert und sich dabei auch an Politik und Gesellschaft orientiert.
Den Menschen einfach etwas von Jesus, der Mitmenschlichkeit oder der Gleichheit aller Kinder Gottes zu erzählen, reicht heute nicht mehr aus.
Es braucht Leute, die nicht nur Sätze predigen, sondern diese auch mit Leben erfüllen. Prominentester Unterstützer von Reformen scheint Papst Franziskus selbst zu sein. Er hat einen Draht zu den Menschen, nicht nur zu den Gläubigen und er könnte Wegweiser und Mutmacher in diese Richtung sein. Mit der Weltsynode, die im Oktober vergangenen Jahres beendet wurde und nun in den Ortskirchen umgesetzt werden soll, will das Kirchenoberhaupt Veränderungen in Richtung Gemeinschaft und Teilhabe anstoßen. Es sollen neue Wege gefunden werden, wie Laien mitbestimmen können und Frauen mehr Raum und Möglichkeiten in der Kirche erhalten. Ebenso will er die Rolle des Papstes verändern, weg vom universellen Kirchenoberhaupt hin zu einer Gleichrangigkeit mit „Oberhäuptern“ anderer Religionen. Die Hoffnung auf Reformen besteht also. Wie weitreichend diese sein werden und ob sie ausreichen, um den Menschen den Glauben wieder näherzubringen, wird sich weisen.