Literatur als Sinn des Lebens
Tobias March (24) aus Fußach erhält aus 36 Einreichungen den Literaturpreis 2025
Tobias March ist Mitglied bei Literatur Vorarlberg und beim Berufsverband österreichischer Schreibpädagogen (BÖS).
Foto: Privat
Tobias March aus Fußach wird der Literaturpreis des Landes Vorarlberg 2025 verliehen. Sein Text „beziehungen“ beweist Gespür des Autors für einfühlsames wie verdichtetes Erzählen, lautet die Begründung der Jury. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Unbekannte Telefonnummern auf dem Handy bedeuten oft nichts Gutes. Die Zweifel, ob das Gespräch überhaupt angenommen werden soll, sind groß. Wie gut, dass bei Tobias March die Neugierde stärker war. Am anderen Ende der Leitung war nämlich niemand geringerer als das Land Vorarlberg, um dem jungen Mann zur Verleihung des Literaturpreises 2025 zu gratulieren.
„Wow!“ Mit allem hat der 24-jährige Studierende gerechnet. Aber nicht damit. „Klar, die Hoffnung war schon da“, gibt March ehrlich zu und hielt es dennoch für unwahrscheinlich, dass ausgerechnet er den Preis als junger Autor gewinnen werde.
Überrascht, ja fast ehrfürchtig nahm er die Einladung zur feierlichen Verleihung entgegen, die am Dienstag, 22. April im Landhaus in Bregenz stattfindet. Natürlich teilte er dies auch gleich seinen Eltern mit, die den Erfolg ihres Sohnes ebenfalls bejubelten. Nur seine Mutter fiel gleich in den für sie typischen Pragmatismus zurück. „Ist der erste Preis auch steuerfrei ...?“, warf sie ihre Überlegung in die Runde. „Eigentlich eine gute Frage“, resümiert der Sohn. „Ich weiß es jedenfalls nicht!“
Literatur Vorarlberg
Als Tobias March gerade zwölf Jahre alt war, stieß er auf einen lila Flyer auf dem stand: Träumst du noch oder schreibst du schon! Mit diesem Slogan bot die Literatur Vorarlberg kostenlose Schreibworkshops für Kinder- und Jugendliche an. Klar, dass sich der Fußacher gleich per E-Mail anmeldete, schließlich hatte er die Leidenschaft fürs Schreiben bereits entdeckt. Zwei Jahre später, also mit 14 Jahren, lernte er die Autorin Erika Kronabitter kennen, die ihn seither als Mentorin begleitet.
Leicht und Lebensfroh
Und der wissbegierige Jugendliche entwickelte sich zum jungen Mann, dessen verdichtetes Erzählen wie folgt auf den Punkt gebracht wird: Die Prosagedichte „beziehungen“ weisen einen Rhythmus auf, der sich an Slam Poetry anlehnt, was seinen eigenen Sog verleiht. Der Sound und die sprachliche Kreativität haben zugleich etwas Leichtes, Lebensfrohes.
So lauten die Worte der Jury zur eingereichten offenen Sammlung von 25 Langgedichten. March thematisiert darin die Beziehungen zur Außenwelt, zur eigenen Identität in der Familie, zu Künstlicher Intelligenz, zum Krieg, ... „Ich bin politisch und gesellschaftskritisch“, beschreibt er sich selbst. „Es war für mich eine Dringlichkeit, Dinge aus dem aktuellen Zeitgeschehen klarzustellen.“ Auch der Gedanke an den Sinn des Lebens
treibe ihn als junger Mann mit 24 Jahren um. Und doch weiß er sofort eine Antwort auf die Frage, was der Sinn des Lebens denn sein könnte: „Literatur!“, lautet seine spontane Antwort und so wirft sich auch schon die nächste Frage auf, warum er dann Lehramt studiere und nicht Schriftsteller werden wolle. „Lehrer wollte ich immer schon werden und der Beruf wird auch von meinen Eltern gerne gesehen. Ist halt was g‘hörigs!“
Neuerscheinung
Dass sich beides gegenseitig befruchet, zeigt der Literaturpreis. Denn inspiriert wurde er durch den Prüfungsstoff. „Ich musste für eine schwierige Prüfung bei der es um Tiere und ihre Vielgestaltigkeit ging lernen“, erzählt der Student der Biologie. Was folgte war eine kreative Verarbeitung derer verschiedensten Merkmale. Diese Texte, die auch den Literaturpreis verantworten, erscheinen noch heuer in Buchform beim Verlag fabrik.transit. Der Vorarlberger Künstler Luka Ajkovic wird die Illustrationen beitragen. Davor publizierte der Autor als Selfpublisher bei story.one. Sein Wunsch: „Schön wäre es, wenn durch den Literaturpreis ein großer Verlag auf mich aufmerksam wird“, bringt March seine Hoffnung auf den Punkt. Immerhin stecken in seiner Schublade bereits die ersten 30 Seiten eines Romanes. Starke Texte einer überzeugenden jungen Stimme, urteilt die Jury. Der Roman würde seine Leser finden. Versprochen! (mh)
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