Schnifner Zeitzeugen als Publikumsmagnet
Fotos: Gemeinde
Überraschend groß war das Interesse für den zweiten Zeitzeugen-Nachmittag, sodass Bürgermeister Simon Lins auch viele auswärtige Besucher im mehr als vollbesetzten Laurentiussaal begrüßen durfte. Die Zusammenfassungen der drei Interviews wurden von Mitgliedern des Zeitzeugen-Teams sehr abwechslungsreich präsentiert.
Den Anfang machte Zeitzeuge Jakob Erhart, der so manche Anekdote über die Entstehung seines Transportbetriebs erzählen konnte. So hat er beispielsweise kurz nach der Schule an einem einzigen Tag in Lustenau den Führerschein für PKW, Motorrad und Traktor gemacht. Da sein Vater und zwei Brüder nicht aus dem Krieg zurückgekommen sind, hatte Jakob schon im jugendlichen Alter die Idee, das karge Einkommen der kleinen Landwirtschaft mit Transportdiensten mit dem ersten Traktor im Dorf aufzubessern.
Im zweiten Beitrag erzählte Hedwig Amann über die unbeschwerte Kindheit im Kleinen Walsertal, die sie mit ihren vier Geschwistern im elterlichen Beherbergungsbetrieb verbringen konnte. Als sie nach der Schule die Arbeit in der örtlichen Bank begann, wurde sie dort als junges Mädchen Opfer eines Banküberfalls, was ihr das ganze Leben lang ein kleines Trauma bescherte.
Als musikalische Abwechslung besangen Herbert Dünser und Gebhard Berchtel in der Pause sämtliche Straßen- und Flurnamen in einer eigens kreierten Dorfhymne.
Das letzte Interview ging in die Zeit des 2. Weltkriegs zurück. Der aktuell zweitälteste Schnifner Arnold Duelli (95) berichtete von den Unannehmlichkeiten mit dem Nazi-Regime, die sein Vater als Bürgermeister zu überstehen hatte. Arnold war sogar Augenzeuge des großen Luftangriffs auf Feldkirch anno 1943, als er sich mitten auf der Bärenkreuzung befand und auf den Ardetzenberg fliehen musste.
Ein Blick hinter die Kulissen
Die Interviews wurden vorab von einzelnen Mitgliedern des Zeitzeugen-Teams (Renate Veith-Berchtel, Herbert Dünser, Marcelle Leiggener, Stefan Stachniß, Gebhard Berchtel) mit den Interviewten vorbereitet und an einem Stichtag gefilmt. Die Rohversion dauert, je nach Interview-Partner, zwischen ein bis drei Stunden. Die beiden Cutterinnen Magalie und Miriam Berchtel schneiden in Zusammenarbeit mit den Gesprächs-führerinnen die Rohversion in eine Lang- (etwa 1 Stunde) und eine Kurzversion (etwa 20 Minuten) für den Zeitzeugen-Nachmittag zusammen. Somit ist jedes Interview mit rund 30 Stunden Aufwand verbunden.
Wie geht es weiter?
Eigentliches Ziel dieser Aufzeichnungen ist die Archivierung von Erzählungen aus einer vergangenen Zeit für spätere Generationen. Wer die Interviews nachhören möchte, kann dies auf dem youtube-Kanal der Gemeinde Schnifis (www.schnifis.at) tun. Die äußert positiven Rückmeldungen der zahlreichen Gäste sind die beste Motivation für das Team, mit den Interviews weiterzumachen. Im Spätherbst ist bereits der nächste Zeitzeugen-Nachmittag in Vorbereitung. (pd)