Was hat Klaus A. Amann mit Arno Geiger und Petra Pellini gemeinsam? Der Professor für Musik, Englisch und Spanisch hat auch ein Buch zum Thema Demenz geschrieben. Erschienen unter dem Titel „Wir lagen vor Madagaskar“ im Verlag der Provinz. Am Samstag, 28. September, liest er daraus um 19 Uhr im ehemaligen Salvatorkolleg in Hörbranz vor.
Klaus A. Amann schrieb über die Demenz seines Vaters.
Foto: Marion Hofer
„Mir war es wichtig zu zeigen, wie schwer sich die Familie auch mit der Akzeptanz tut“, sagt der Autor. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Gedächtniseinbuße, sondern vor allem um die Veränderungen im Verhalten seines Vaters. Und die wurden besonders deutlich, wenn die Familie gemeinsam am Tisch saß bei Kaffee und Kuchen und der alte Mann zusammenhanglos Strophen des Matrosenlieds zitierte. Dieses Lied zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und knüpft in jeder Zeile an eine Erinnerung an. Madagaskar wird außerdem zum Synonym für den Ort, an den sich sein Vater immer mehr zurückzieht und den er eines Tages nicht mehr verlassen wird. „Papa war sehr geschickt im Überspielen, zum Beispiel wenn ihn Menschen ansprachen, von denen er nicht mehr wusste, wie sie heißen oder wer sie sind. In dieser Hinsicht hat er mich sehr beeindruckt.“
Auch weil er immer eine Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte, ja geradezu gelassen wirkte. „Vergessen macht ihn glücklich, es hat ja auch eine Schokoladenseite, das Demente. Vielleicht ist sein Zustand eine Art mnemonisches Nirvana, ein wunsch-, freud-, leid- und gefühlloser Zustand, nicht mehr gewinnorientiert und einfach auf dem Fluss Nys dahintreibend. Keine Verbesserungen mehr, keine Beschäftigungen mehr brauchend, keine Sinnsuche, bestenfalls auf der Suche nach einem Stück Schokolade, nach einem vertrauten Gesicht, dem er Madagaskar und die Heimat, nach der sich jeder sehnt, ein Stück näher bringen könnte.“ (mh)
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