Silvia Böhler
Kinder kosten nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Hausaufgaben machen, lernen, spielen, Freizeit- und Arzttermine, kochen, putzen, Wäsche waschen, einkaufen und vieles mehr - die Liste der alltäglichen Arbeiten ist lang. All diese Aufgaben werden hauptsächlich von Frauen erledigt, sie wenden im Schnitt doppelt so viel Zeit für unbezahlte Haus-, Familien- und Sorgearbeit auf wie Männer. Das ist auch 2024 noch die Realität und nur möglich, weil die Frauen beruflich zurückstecken und in Teilzeit arbeiten. Leider interessiert es aber niemanden, wie viele Kuchen gebacken wurden, oder ob die Kinder gut erzogen sind. Das sind Fähigkeiten und Tätigkeiten, die im Gegensatz zur Erwerbsarbeit nicht zählen. Wer jedoch Teilzeit arbeitet, erhält ein Teilzeitgehalt und in weiterer Folge eine dementsprechend niedrige Rente.
Das durchschnittliche Pensionsminus von Frauen gegenüber Männern beträgt in Vorarlberg derzeit 46,9 Prozent. „Damit sind wir Schlusslicht im Bundesländervergleich – und das mit Abstand“, bemängelte vergangene Woche die Arbeiterkammer Vorarlberg. Die Schieflage zeigt sich noch deutlicher in Euros: In Vorarlberg erhalten Männer im Schnitt 2.081 Euro Pension pro Monat, Frauen gerade einmal 1.155 Euro. Das bedeute für die Frauen fehlende finanzielle Sicherheit und in weiterer Folge drohende Altersarmut, erklärt Eva Fischer-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie & Beruf der AK Vorarlberg. „Altersarmut ist weiblich“, bekräftigte jüngst auch Elmar Stüttler, Obmann und Gründer von „Tischlein deck dich“.
Frauen arbeiten also häufig mehr als Männer, erhalten im Schnitt die Hälfte weniger Pension und müssen dann auch noch fürchten, dass sie im Alter ihre Rechnungen nicht bezahlen können. Ein unerträglicher Zustand, an dem die Frauen selbst garantiert nicht Schuld haben. Sowohl die Arbeiterkammer als auch Wirtschaft und Politik fordern dringend mehr Vollzeit-konforme Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Die einen, um die Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen und sie vor Altersarmut zu schützen, die anderen, um den Personalmangel auszugleichen. Doch ist das die Lösung? Kinder, die den gesamten Tag über fremdbetreut werden? Nicht viele Mütter wünschen sich das. Wichtiger wäre es daher, dass mehr Männer unbezahlte Arbeit übernehmen oder der Betreuungsaufwand nach der Karenz honoriert würde. Doch hier wird von allen Seiten gerne weggeschaut.
Solange die Politik den Bereich der unbezahlten Arbeit einfach außen vor lässt und keine guten Ideen liefert, wie eine gerechte Verteilung zwischen den Geschlechtern möglich ist und solange sich die Männer nicht bewegen und für sie immer noch das Gleiche gilt wie vor 40 Jahren, solange können sich Frauen eigentlich nur zwischen erheblichen Pensionseinbußen oder einer Kinderlosigkeit entscheiden.
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