Mario Beib
Griff in die (pädagogische) Mottenkiste ...
Wer kennt sie nicht, die Geschichten vom Struwwelpeter, wer nicht die strengen Methoden in der Schule. Zumindest die Älteren werden gehört haben von Rohrstock und Co. Einst gang und gäbe in derErziehung, zu Hause und im öffentlichen Raum.
Diese Zeiten restriktiver Erziehung mit physischer und psychischer Gewalt und anderen Hilfsmitteln sind vorbei, sind vom Gesetzgeber verboten. Gott sei Dank. Dachte ich zumindest bis letzte Woche.
Doch scheint der „Friederich, der Friederich“ immer noch in den Köpfen einiger herumzuschwirren. Nicht heimlich, ganz offiziell. Von Mitarbeitern einer staatlichen Institution, der BH Feldkirch. Dieser „Friederich“ brauchte Erziehungsmaßnahmen, damit er sich (endlich) „für ein positives Leben entscheide“.
Der Geschichte erster Streich, doch der zweite folgt zugleich. Denn für den 16-Jährigen bedeutete das, Lehre weg, Platz in der Wohngemeinschaft verloren - in Konsequenz war er obdachlos und ohne Mittel.
In der Präambel des deutschen Grundgesetzes steht nicht ganz zufällig, dass die Würde des Menschen unantastbar ist – und auch in Österreich habe ich bisher nichts Gegenteiliges erfahren oder selbst erlebt. Was dem Jugendlichen widerfahren ist, ist aber nichts anderes – er wurde seiner Würde beraubt.
Und das von einer Behörde, einer staatlichen Institution, die doch für den Schutz und die Unversehrtheit des Bürgers zuständig sein sollte. Egal welchen Alters, welchen Geschlechts, welcher ...
Ja, ja. Kaum ist man überfordert und jemand passt nicht ins (pädagogische) Konzept, greift man in die Mottenkiste ...
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