Silvia Böhler
Im vergangenen Jahr waren es die Hangrutschungen in Hörbranz, heuer sind das Montafon und die Arlbergregion von Murenabgängen betroffen. Dabei ist Vorarlberg noch relativ glimpflich davongekommen, nur ein paar Kilometer weiter führten mehrere Erdrutsche zu Überschwemmungen und meterhohen Geröllmassen im Ortszentrum von St. Anton am Arlberg. Die Bilder lassen Erinnerungen an die schweren Überflutungen im August 2005 wach werden. Damals war vor allem die Gemeinde Mellau im Bregenzerwald betroffen. In den darauffolgenden Jahren wurden hier über 16 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Landesweit sind es mittlerweile über mehrere Hundert Millionen Euro, die für Schutzbauten ausgegeben wurden.
Es ist Aufgabe des Landes Menschen vor Hochwasser und deren Auswirkungen zu schützen. Die Ereignisse zeigen allerdings, dass es jeden Landesteil Vorarlbergs treffen kann. Egal ob Norden, Westen, Süden oder Osten – überall kann es zu unerwarteten Katastrophen kommen – so viele Schutzbauten können gar nicht gebaut werden. Die Politik spricht sich immer wieder für die schnelle Behebung der Schäden aus. Wer aber nun glaubt, dass die Ereignisse auch dazu führen, dass das Thema Klimawandel wieder stärker ins Zentrum der Debatten rückt, der irrt. Einmal abgesehen von den Grünen scheint die Klimakrise kein wichtiges Thema für die anstehenden Nationalrats- und Landtagswahlen zu sein.
Zum einen drängen sich natürlich – auch bei den Wählern – andere Themen in den Vordergrund. Stichworte sind der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Teuerung, leistbares Wohnen, Zuwanderung und Sicherheit. Zum anderen ist es auch um die „Galionsfigur“ des Klimaprotestes, Greta Thunberg, und deren Anhänger, leiser geworden. Selbst die österreichischen Klimakleber scheinen resigniert zu haben und gaben jüngst das Aus ihrer Proteste bekannt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Klimawandel leider auch in den Wahlprogrammen der Parteien immer weiter nach hinten rückt.
Selbstverständlich müssen die Sorgen der Menschen ernst genommen werden und Lösungen für die genannten Probleme gefunden werden. Das darf allerdings nicht dazu führen, dass die Klimakrise aus den Köpfen verschwindet. Die jüngsten Ereignisse zeigen deutlich, dass der Klimawandel Thema ist und Thema bleibt.
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