Silvia Böhler
Viele Menschen denken sich nichts dabei, wenn kurzschnauzige Hunde wie etwa Mops oder Boxer beim Atmen „schnarchen“. Sie denken sich auch nichts dabei, wenn kurzbeinige Dackel durch die Gegend wackeln oder Chihuahuas und andere Kleinhunde große Glubschaugen haben. Doch all diese Tiere leiden aufgrund ihrer deformierten Körper häufig unter gesundheitlichen Problemen wie Atemnot, Gelenk- und Hüftprobleme oder Entzündungen. In der Tierklinik in Rankweil landen solche Hunde regelmäßig auf dem Operationstisch.
Seit vielen Jahren gilt zwar per österreichischem Tierschutzgesetz ein Verbot der sogenannten Qualzucht. Doch die wenigsten Züchter sind einsichtig, zumal eine Straffreiheit einfach bleibt. Munter wurde und wird also weiter gemacht. „Normal ist langweilig“ scheint die Devise zu sein und es werden immer extremere „Modehunde“ gezüchtet. Um neue Fellfarben wie Blau und Merle zu erhalten sind Gendefekte erwünscht, Taub- oder Blindheit der Tiere wird billigend in Kauf genommen. Dasselbe gilt übrigens auch für andere Haustiere. Perser-, Nacktkatzen oder das Widder-Kaninchen mit seinen hängenden Ohren sind nach menschlichen Vorstellungen gezüchtet und haben nichts mit natürlichem Aussehen zu tun.
Endlich soll diesem Unsinn nun Einhalt geboten werden. Die Bundesregierung hat das Tierschutzgesetz überarbeitet und Tierschutzminister Johannes Rauch stellt klar: „Ein Haustier ist kein Gegenstand, Tierhalter haben eine große Verantwortung.“ Im Gesetzestext heißt es nun explizit: „Es ist verboten, Tiere mit Qualzuchtmerkmalen zu importieren, zu erwerben, zu vermitteln, weiterzugeben, auszustellen oder zu bewerben beziehungsweise in der Werbung abzubilden.“ Allen Kritikern sei gesagt: Es geht nicht darum, die Rassen zu verbieten, sondern deren Gesundheit zu verbessern. Eine Kommission soll künftig die Merkmale einer Qualzucht nach streng wissenschaftlichen Standards festlegen und die Tauglichkeit der Zuchtprogramme bewerten. Mit klar definierten Merkmalen können dann auch schärfere Kontrollen durchgeführt und Strafen ausgesprochen werden. Bleibt zu hoffen, dass die gut gemeinten Absichten dieses Mal in die Tat umgesetzt werden.
Wichtig ist aber auch, dass Züchter und Tierhalter für die Probleme der Tiere sensibilisiert werden. Den Menschen muss klar sein, dass solche Tiere nicht niedlich, sondern krank sind. Nicht zu vergessen sind auch die Nutztiere, bei denen es ebenfalls extreme Züchtungen gibt. Dort wird vor allem auf maximale Leistung gezüchtet – aber auch hier muss die Gesundheit der Tiere im Vordergrund stehen. Denn, um es mit den Worten von Johannes Rauch zu sagen: „Qualzucht ist Tierquälerei. Punkt. Ende.“
RZ Regionalzeitungs GmbH
Liechtensteiner Str. 70, 6800 Feldkirch
Impressum | Datenschutz